Dienstag, 15. April 2008

Berlusconi und die Mafia - zurück im Spiel

der geliftete Berlusconi und der farblose Veltroni

Warum wählte man ihn? Warum versagten die anderen? Was wird er bewegen?
Grosserfolg für den 71-jährigen "Duce"-Verschnitt aus Italien. Bereits zum dritten Mal schaffte er die Wahl ins prestige-trächtigste Amt Italiens. Gegen einen braven - und wie bereits bei Prodi - farblosen Konkurrenten. Doch warum wählen die dümmsten Kälber immer mal wieder ihren Metzger selber?
Blicken wir kurz zurück: Während seiner letzten Amtszeit schaffte es Berlsuconi, Italiens Wirtschaft in den Boden zu stampfen. Seine Bilanz war katastrophal. Zu fest war er damit beschäftigt, seine Macht in Politik und Wirtschaft zu sichern und auszubauen. Zu fest war er damit beschäftigt, sein Vermögen zu optimieren. Zu fest war er damit beschäftigt, Strategien zu entwickeln, wie er den vielen Gerichtsprozessen gegen seine Person ausweichen konnte. Unzählige Male gelang es ihm, Gesetze in den Parlamenten so zu biegen, dass er einer rechtmässigen Verurteilung zuvor kam.
Der Wechsel von der Lira zum Euro erfolgte unter Berlusconi und wurde zu einem eigentlichen Wechsel von der Lira zum Teuro. Berlusconi verhinderte nicht, dass die Kaufkraft seiner Landsleute seit der Einführung des Euro um ein ganzes Drittel einbrach. Kaum einer reist heute noch aus dem Ausland nach Italien, um günstig einzukaufen.
Berlusconi beherrscht die Medien, wie kein Zweiter vor ihm. Gehört ihm eine TV-Station nicht , so nimmt er unverholen Einfluss auf den Sender. Berlusconi leistete sich die peinlichsten Schnitzer und Fehltritte und wurde trotz allem wieder gewählt. Warum dies? Warum nur wählen die dümmsten Kälber ihre Metzger doch immer wieder selber. Warum wählt Italien diesen Macho, diesen Egoisten, diesen Abzocker, diesen Gesetzesbrecher?
Weil die Konkurrenz es verschlief, einen starken Konkurrenten aufzubauen. Weil die Konkurrenz dem Irrgaluben verfiel, Prodi bliebe noch einige Zeit erhalten. Weil selbst die bürgerlichen Parteien keinen Konkurrenzkandidaten hatten. Der Ultra-Rechte im Norden, Umberto Bossi, kriegt nach seinem Schlaganfall kaum noch einen Satz richtig hin, von Fini hört man nichts mehr und andere rechte Hoffnungsträger sind nicht in Sicht. Viele Italiener haben das Gefühl, dass nur noch jemand Italien aus dem Dreck ziehen kann, der selbst erfolgreich ein Wirtschafts-Imperium aus dem Boden stampfte, dem jedes Mittel recht ist, um Erfolg zu haben. Berlusconi hat bewiesen, dass er dies kann.
Berlusconi wurde im Norden gewählt (60 der 340 Sitze im Abgeordnetenhaus gingen an die Lega Nord), weil man nicht wollte, dass dem "faulen" Süden noch mehr finanzielle Mittel zugesprochen werden. Der Süden wählte Berlusconi, weil sie immer noch das Gefühl haben, die Brücke nach Sizilien werde mit Berlusconi gebaut und weil ihnen die Mafia einredete, dass nur mit Berlusconi die Unterstützung für den Süden gewährleistet werden könne. Im Gegenzug versprach Berlusconi der Mafia, mehrere Mafia-Inhaftierten einer Amnestie zu unterziehen.
Gelingt es Berlsuconi die Müll-Krise in den Griff zu kriegen? Gelingt es ihm, die Alitalia zu retten? Ersteres wird gelingen, weil Don Silvio signalisieren will, dass er im Gegensatz zu Prodi so etwas schaffen kann und er schon immer einen guten Draht zum organisierten Verbrechen hatte. Berlusconi wird die Müllmafia dazu bringen, zu kooperieren. Mit Alitalia wird er grössere Mühe haben. Doch auch hier hat er gute, wenn auch nicht über alle Zweifel erhabene Drähte und Kontakte zu Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft.
Wie lange wird Berlusconi regieren? In welchem Zustand wird er Italien das nächste Mal hinterlassensein? Berlusconi wird zu Beginn dank der Unterstützung seiner Helfer in Wirtschaft und organisierten "Vereinigungen" zwei, drei politische Erfolge erkämpfen, um danach davon zu zehren und sich wieder ungestörter seinem Ego widmen zu können. Seine Misserfolgsbilanz wird darum für Italien noch schlimmer ausfallen, als beim letzten Mal. Italien wird nach aussen hin noch isolierter dastehen, da Berlusconi - im Gegensatz zum Inland - im Ausland wenig Kredit hat. Nur kümmert dies Berlusconi-Wähler kaum. Sie wissen jetzt schon, was sie an Don Silvio haben und was auf sie zukommen wird. Sie haben ihn im vollen Wissen um seine "Stärken" gewählt.

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4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

weil berlusconi während seiner vorherigen amtszeit im wahlgesetz den "siegerbonus" einführte, verfügt er über eine komfortable mehrheit. er hat nun leider kein interesse mehr, dieses für italien schädliche wahlsystem zu ändern.

wünsche dir mit deinem blog einen guten start und hab dank für den link. :-)
werde dich in den blogroll aufnehmen.

Anonym hat gesagt…

Auch sein Ende wird mal nahen. Vielleicht haben bis dann die Linken einen starken Kandidaten mit Charisma aufgebaut. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Danke für die Glückwünsche und deine Verlinkung. Dein Blog gefällt und im Blogroll bist du nun auch.

Nix da hat gesagt…

Geil ist ja auch, dass sich Berlusconi bereits mit Spanien anlegt und das dortige Parlament "rosa" nennt, weil dort so viele Frauen vertreten sind!
Der Mann ist eine Schande für eine Demokratie... Aber Italien will es wohl nicht anders. Wer seinen Müll durch die Mafia wegräumen lässt, hält es eben auch mit der Politik nicht anders...

Anonym hat gesagt…

Er sagte auch, dass der spanische Präsident Mühe haben werde, diese weibliche Regierung zu führen.